Textiles Gestalten für Kinder
Stoffdruck mit Kartoffelstempeln
Der Kartoffeldruck hat sich als ein wertvolles pädagogisches
Hilfsmittel erwiesen, die Kritikfähigkeit als Verbraucher, insbesondere als "Wähler"
von gestalteten Textilien, zu entwickeln. Neben seiner praktischen Verwendbarkeit
ist er vor allem zur flächigen Ausgestaltung von Textilien aller Art und zur
Entwicklung des Farbempfindens geeignet.
Doch müssen wir sogleich auf eine Eigenart des Kartoffelstempeldrucks aufmerksam
machen. Er sollte im Allgemeinen nicht zur Verzierung der Ecken und Rändern
benutzt werden, sondern hauptsächlich zur Gestaltung größerer Flächen; also
möglichst nicht zur linienförmigen Umrandung einer Tischdecke oder eines
Kissenbezuges, sondern für die flächige Ausfüllung, da der Stempeldruck seiner
ganzen Art nach nicht faden- oder linienförmig, sondern ausgedehnt ist.
Die Eigenart des Kartoffelstempels besteht also in seiner flächenhaften Ausdehnung,
mag es sich zum Beispiel um eine viereckige, eine kreisförmige oder eine
dreieckige Form handeln. Daher sollten Sie auch, nebeneinander oder untereinander
aufgereiht, in der Regel zur Füllung und Belebung von Flächen verwendet werden.
Der Stoffdruck ist daher ein selbstständiges Gestaltungsverfahren und sollte nicht
als Ersatz für Stickereien angesehen werden. Durch die Eigenformen der Stempel
und die Auswahl der Farben erhält der bedruckte Stoff eine ganz besondere und
eigene Note. Dabei müssen bestimmte Gesetzlichkeiten der Fläche, des Materials,
der Stempelformen und der Farbe betrachtet werden.
1. Hinsichtlich der Fläche ist eine gleichmäßige und ausgewogene Gestaltung des
Gewebegrundes anzustreben. Die Fläche darf nicht durch isolierte Einzelmuster
zerstört werden. Daher ist zum Beispiel ein Blumenstrauß auf einem Kissenbezug
unangebracht, ebenso ein Tannenzweig oder irgendeine "Bildkomposition" in den Ecken
einer Tischdecke. Eine mit räumlichen "Bildern" gestaltete Tischdecke zerstört
beispielsweise auch den flächigen Charakter der Tischplatte, die sie deckt.
2. Bei der Wahl des Materials sind die Textur, die Dichte und die Weichheit des
Stoffes und die Stärke des Webgarnes zu berücksichtigen. Stoffe mit starker eigener
Textur eignen sich nicht für den Kartoffeldruck, ebenso nicht solche Stoffe, die bereits
bedruckt sind, oder die schon gestreifte oder karierte Musterungen aufweisen.
3. Als Stempelformen sind in erster Linie die geometrischen Grundformen geeignet,
etwa Quadrate, Rechtecke, Dreiecke, Trapeze, Herzen usw.
Aus solchen Einzelformen setzen sich dann die Muster zusammen.
Da das Drucken dem Fadenlauf folgt, sollten die Stempelformen immer in horizontaler
oder vertikaler Richtung angeordnet werden. Diagonale Musterungen und das
Überschneiden der Ecken verbieten sich daher von selbst.
Auch die Negativformen, die sich als leere Fläche zwischen oder neben den Druckformen
ergeben, tragen zu abwechslungsreicher Gestaltung bei, ebenso die Verwendung derselben
Formen in verschiedenen Größen.
4. Was die Farbe angeht, so wählt man wegen der Kontrastwirkung dunkle Farben auf
hellem Grund und umgekehrt helle Farben auf dunklem Grund. Bei einigen Farben
muss ihr Zusammenwirken bedacht und ausprobiert werden. Wenn beispielsweise
auf dunkelgrünem Stoff mit kräftigem Rot gedruckt wird, so entstehen Stempelabdrucke
in dunkelvioletter Farbtönung, was recht gut wirkt.
Weitere Kontraste erreicht man durch gegensätzliche Helligkeit (wie schwarz und weiß)
oder durch die Verwendung von Komplementärfarben (wie blau und orange oder gelb
und violett) sowie durch Farben, die sich in der Intensität unterscheiden (wie hellblau
und dunkelblau).
Abstufungen der Farbe können erzielt werden durch Aufhellen und Abdunkeln der Farbe,
durch Überdrucken bereits gestempelter Muster, ferner durch langsam verblassendes
Abdrucken des Stempels so lange, bis er keine Farbe mehr abgibt, und durch
Verwendung nahe verwandter Farben.
Werkmittel
Für die ersten Versuche benötigt man:
Später kommen für das Bedrucken von Textilien Stoffe wie Nesseln, Baumwollstoffe,
Batist hinzu.
1. Die Herstellung des Stempels
Man schneidet von der Kartoffel etwa ein Drittel ab. Dabei führt man das Messer wie
eine Säge, damit eine glatte Schnittfläche entsteht. Dann zeichnet man auf dieser
Schnittfläche die gewünschte Form auf. Diese fertigt man vorher aus Papier an, legt
sie auf die Schnittfläche und umfährt sie mit einem spitzen Gegenstand. Später dient
dieses Modell zur Herstellung eines neuen Stempels, wenn der alte verbraucht ist.
Der Stempel selbst wird gemäß der aufgezeichneten Form säulenförmig aus der Kartoffel
herausgeschnitten (wie Pommes frites). Griffest wird diese „Drucksäule“, die übrigens
ein müheloses Verfolgen des Stempelvorganges ermöglicht, wenn an den Wänden kleine
Vertiefungen herausgekratzt werden. Um die Feuchtigkeit aus einem frisch geschnittenen
Stempel zu entfernen, druckt man ihn auf weichem Papier oder Stoff ab. Nicht ver-
brauchte Stempel behalten für kurze Zeit ihre Form, wenn man sie in Wasser legt.
Für den Farbauftrag mit Stoffdruckfarbe gießen wir etwas Farbe in eine Untertasse oder
eine kleine Schale und streichen mit dem Pinsel die Farbe auf die Druckfläche des
Stempels. Man kann auch den Stempel unmittelbar in die Farbe eintauchen. Oder wir
fertigen ein besonderes Stempelkissen aus Schaumstoff an und begießen es mit Farbe.
Den Stempel drücken wir dann auf das Kissen und bringen ihn, nachdem er mit Farbe
getränkt ist, auf den zu bedruckenden Stoff.
Falls an den Rändern Farbe überquillt, tupft man sie mit einem saugfähigen Papier oder
Stoffstück ab, damit beim Drucken scharf umrandete Musterungen entstehen.
Für das Drucken auf Papier benutzen wir in gleicher Weise Wasserfarben.
2. Hilfsmittel
Für das Drucken auf Textilien sind zum Auftragen der Muster Hilfslinien erforderlich.
Man kann sie durch Bügeln oder feine Bleistiftstriche oder durch Einrillen mit einer
Nadel anbringen. Bei durchscheinenden Stoffen können Hilfslinien auf eine Papier-
unterlage gezeichnet werden. Zeitungspapier bietet durch die Schriftzeilen die nötigen
Anhaltspunkte.
Sollen kleine oder leicht rutschende Stücke bedruckt werden, so steckt man sie auf
der Unterlage fest. Durchlässige Stoffe legt man auf Zeitungs- oder Löschpapier, damit
hindurchdringende Farbe aufgesogen wird.
Zunächst sollte das Drucken auf Papier oder alten Stoffresten mit Deckfarbe geübt
werden.
Zum Farbauftrag gibt man vorerst keine Hinweise. Durch Beobachten, Überlegen und
Probieren sollen sinnvolle Arbeitsabläufe sowie technische Verfahrensweisen und „Kniffe“
selbst gefunden werden.